Der Photovoltaikausbau ist eine der wesentlichen Stellschrauben zur Verringerung der Emissionen im Stromsektor in Wiesloch. Aufgrund des Klimaschutzkonzeptes hat die Stadtverwaltung eine Strategie entwickelt, um den Ausbau von Photovoltaikanalgen auf dem Stadtgebiet Wiesloch voranzubringen.
Das Klimaschutzkonzept geht im Klimaneutralitätsszenario von einer ambitionierten Ausbaurate von jährlich 100 Anlagen aus. Dies entspricht etwa der bundesweit anvisierten Steigerung der Ausbauquote um den Faktor 6. Es ergibt sich für 2040 eine Einspeisung von 25.700 MWh/a. Zusätzlich werden im Gewerbe- und Industriesektor weitere 12.000 MWh/a durch neu installierte Anlagen erzeugt. Die hohen Annahmen beruhen auf der Möglichkeit, neben Dachanlagen auch PV-Freiflächenanlagen zu realisieren.
PV-Offensive der Stadt und Stadtwerke Wiesloch
Anfang 2022 wurden im Gemeinderat zur Erreichung der ambitionierten Ausbauziele folgende Maßnahmen der Stadt und der Stadtwerke beschlossen und befinden sich seither in der Umsetzung bzw. Vorbereitung:
Bei Neubauten und Dachsanierungen von kommunalen Gebäuden werden ab sofort immer Photovoltaik-Dachanlagen mit installiert. Dies entspricht dem Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg bzw. stellt einen Vorgriff auf die ab 01.01.2023 gültige Pflicht zur Installation von PV bei grundlegenden Dachsanierungen eines Gebäudes dar. Die verbleibenden kommunalen Dachflächen, einschließlich der städtischen Tochtergesellschaften, Stadtwerke Wiesloch, Palatin und Wohnbau Wiesloch werden auf ihre Eignung für die Installation von PV-Anlagen geprüft. Zunächst wurden Anlagen für die Pumpwerke der Stadtwerke und eine PV für die Gemeinschaftsschule geplant. Weitere Gebäude wurden untersucht und die nächsten Objekte wurden ausgewählt. Ziel ist es, bis zum Jahr 2040 sämtliche potenziell geeigneten kommunalen Dachflächen mit PV zu belegen. Die Ausbauquote muss in Anlehnung an die Ziele des Klimaschutzkonzeptes jährlich steigen, mit mindestens einer neuen PV-Anlage pro Jahr.
Wieslocher Unternehmen mit großen freien Dächern werden über eine Informationskampagne zur Installation von PV-Anlagen motiviert. Es sollen Informations- und Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger folgen.
Die Stadtwerke Wiesloch entwickeln und betreiben eine oder mehrerer Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Im ersten Schritt werden alle grundsätzlich möglichen Flächen auf Wieslocher Gemarkung für Freiflächenanlagen über eine Potenzialanalyse in Zusammenarbeit mit der Verwaltung ermittelt.
Die Stadtwerke Wiesloch bauen perspektivisch einen Anlagenvertrieb für Photovoltaik-Dachanlagen auf. Hierfür müssen zunächst personelle Kapazitäten bereit gestellt werden.
Potentialanalyse Freiflächen-PV-Anlagen
Für die Errichtung von PV-Modulen eignen sich insbesondere Dachflächen, um die Flächeninanspruchnahme möglichst gering zu halten. Um den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu erhöhen, kann jedoch auf Freiflächenanlagen nicht gänzlich verzichtet werden. Gemäß dem Klimaschutzkonzept der Stadt Wiesloch (Maßnahme E-1) sollen daher vor allem auch Standorte in den gesetzlich privilegierten Bereichen entlang von Autobahnen und Schienenwegen geprüft werden. In der Potentialanalyse PV-Freiflächenanlagen wurden neben den privilegierten Potentialflächen zusätzlich die Potentiale auf dem gesamten Stadtgebiet geprüft und eine erste Voreinschätzung über die Eignung vorgenommen.
Solarpark in den Gemeinden Nußloch & Wiesloch geplant
In den Gemeinden Nußloch und Wiesloch ist ein interkommunaler Solarpark geplant. Projektpartner sind neben den beiden genannten Gemeinden das Mannheimer Photovoltaikunternehmen STARVERT Energy, die Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau (BEG), die Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG), die AVR Energie GmbH sowie das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN). Ziel ist eine nachhaltige Energieversorgung der ansässigen Bürgerinnen und Bürger, lokaler Unternehmen sowie des PZNs mit nachhaltigem und kostengünstigem Solarstrom. Die Gemeinden Nußloch und Wiesloch arbeiten bei dem Projekt eng zusammen. Die Gemeinderäte wurden als Repräsentanten der Bürgerschaft von Beginn an in die Planungen eingebunden.
Das Vorhaben befindet sich aktuell in einer frühen Planungsphase. Durch die Gemeinden werden derzeit Stellungnahmen der zuständigen Fachbehörden erarbeitet. Da Hinweise aus diesen Stellungnahmen noch Veränderungen der exakten Flächen sowie der Größe des Solarparks bedeuten, werden die Gemeinden die Planung des Solarparks zu einem späteren Zeitpunkt der Bürgerschaft vorstellen. In einem ersten Planungsentwurf sind 68 Hektar Fläche ausgewählt worden, bei der zu prüfen ist, wie viele der Flächen sich für einen Solarpark eignen. Der Solarpark wird keinesfalls 68 Hektar umfassen. In dem derzeitigen sehr frühen Planungsstand werden Aspekte des Umwelt- und Artenschutzes, die Konkurrenz mit anderweitiger Nutzung sowie Planungsrecht geprüft und Interessen abgewogen. Im derzeitigen Stadium der Planungen können noch viele Veränderungen auftreten, die die Größe des Solarparks verringern.
Die Bürgerinnen und Bürger sollen nach Möglichkeit auch wirtschaftlich von dem Projekt profitieren können. Dies ist den Gemeinden sowie den Gemeinderäten sehr wichtig. Aus diesem Grund wurde die BEG Kraichgau sehr früh in das Vorhaben eingebunden, um der Bürgerschaft finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten an dem Solarpark zu ermöglichen. Über die konkrete Beteiligungsform an dem Solarpark durch Bürgerinnen und Bürger sowie der Gemeinden werden diese frühzeitig informiert. Zudem soll der Strom teilweise das nahegelegene PZN sowie lokal ansässige Unternehmen versorgen. Wie bei vielen anderen größeren Unternehmen und Einrichtungen, können auch die Strommengen des PZN nicht in ausreichender Menge über Dachsolaranlagen bezogen werden. Ob sich die Kommunen an dem Solarpark selbst beteiligen werden, wird ebenfalls noch in den Gemeinderäten beraten werden.
Infos und Unterstützung auf dem Weg zur eigenen Solar-Anlage
Das Solarkataster der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg ermöglicht Hauseigentümerinnen und -eigentümern, Standortanalyse und Potenzialberechnung einer Photovoltaikanlage auf Grundlage von Laserscandaten in wenigen einfachen Schritten online selbst zu ermitteln. Wenn Sie Ihre Adresse in der Suche der Karte eingeben, bekommen Sie die Einstrahlungsintensität auf Ihrer Dachfläche angezeigt und können die Wirtschaftlichkeit einer Anlage berechnen lassen.
Der PV-Eignungscheck der KliBa bietet Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, eine individuelle, unverbindliche Einschätzung der Eignung Ihres Daches für eine PV-Anlage zu erhalten. Dieses Angebot wird von der Stadt Wiesloch finanziert und ist für Bürgerinnen und Bürger kostenlos. Ein PV-Eignungscheck beinhaltet u.a. eine beispielhafte Berechnung der Anlagengröße, des jährlichen Stromertrags, der Gesamtkosten, der Amortisationszeit und berücksichtigt den Betrieb einer PV-Anlage mit/ohne Batteriespeicher, in Kombination mit einer Wärmepumpe sowie mit/ohne Wall-Box für das E-Auto. Ergänzt wird diese Potentialbetrachtung mit nützlichen Informationen rund um den Solarstrom.