In Wieslochs Innenstadt gibt es allerhand Historisches zu entdecken. Laufen Sie gerne mit offenen Augen durch die Stadt, nutzen Sie dabei die Handy-Tour oder nehmen Sie an einer von der VHS Südliche Bergstraße angebotenen Stadtführung teil.
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Marktplatz und Altes Rathaus
Ein erstes Rathaus lässt sich schon 1479 nachweisen; es wurde 1530 durch einen Neubau ersetzt, der 1689 von den Franzosen zerstört wurde. Das heutige alte (also dritte) Rathaus wurde im Jahre 1713 neu aufgebaut. Hierüber informiert eine hölzerne Tafel im Treppenaufgang. Umbaumaßnahmen von 1821 und vor allem 1885 ließen nur Teile der Umfassungswände und die klassizistischen Säulen der Fassaden bestehen. Die Säule mit der Angabe des Baujahres diente im 18. Jahrhundert als Pranger. An ihm wurden Verbrecher öffentlich zur Schau gestellt. Die Hinrichtungsstätte für schwere Vergehen befand sich nordwestlich von Wiesloch.
Auf dem Marktplatz in der Ecke zwischen dem alten und dem neuen Rathaus befindet sich der Karel-Fron-Brunnen. Dieser wurde 1988 anlässlich der 700-Jahr-Feier erbaut und stellt wichtige Aspekte der Geschichte Wieslochs dar.
Evangelische Stadtkirche
Die frühere Stadtkirche wurde 1061 oder 1071 dem Heiligen Laurentius geweiht. Im Jahre 1077 kämpften Kaiser Heinrich der Vierte und König Rudolf von Rheinfelden gegeneinander. Hierbei wurden durch König Heinrich den Vierten über 100 Gegner in der Kirche eingesperrt, verbrannt und der Bau schwer beschädigt. Fast der komplette heutige Turm ist jedoch noch aus dem 11. Jahrhundert; Spolien dieser Zeit finden sich auch am östlich gelegenen Chor. Eine archäologische Notgrabung im Jahr 2001 ergab, dass die Kirche des 11. Jahrhundert schon fast die Größe der heutigen hatte.
Besonders hinzuweisen ist auf das Sickingen-Portal aus dem frühen 15. Jahrhundert an der Südseite, auf drei große Gußglocken des frühen 20. Jahrhundert an der Choraußenmauer und diverse Grabsteine des 14. bis 16. Jahrhundert. Im Jahre 1707 wurde die Wieslocher Pfarrkirche endgültig den Reformierten zugesprochen. Ihre heutige Größe erhielt sie im Jahre 1773 bei einer letzten Erweiterung nach Westen.
Der evangelische Kirchplatz
Am evangelischen Kirchplatz konzentriert sich die Wieslocher Geschichte. Gebäude und Plastiken weisen auf berühmte Persönlichkeiten hin, die eng mit der Geschichte der Stadt verbunden sind: Eine Plastik zeigt Bertha Benz, der 1888 auf ihrer Fahrt von Mannheim nach Pforzheim bei Wiesloch der Treibstoff ausging, so dass sie in der Stadtapotheke Benzin kauften musste. Somit rühmt sich diese, die erste Tankstelle der Welt zu sein.
Der Apotheker und Weinbaupionier Johann Philipp Bronner wohnte schräg gegenüber der Stadtapotheke. Eine Gedenktafel markiert den Standort des damaligen Hauses. Ein weiteres Kunstobjekt ist dem Minnesänger von Wissenlo gewidmet.
Synagoge
In der Synagogengasse erinnert eine Gedenktafel an die jüdische Gemeinde in Wiesloch. Die Tafel soll den Bruch des deutschen Volkes mit den Juden während der Herrschaft der Nationalsozialisten darstellen. Gleichzeitig symbolisiert sie den Versuch der Versöhnung nach dem Krieg durch die Annäherung der Bruchstücke. Das dargestellte Haus ist eine Frontansicht der Synagoge. In hebräischer Schrift ist der Spruch zu lesen, der bis zu ihrem endgültigen Abriss das Portal der Synagoge zierte: "Ich freue mich über die, die da sagten: Lasset uns ziehen zum Hause des Herrn." 1875 lebten 119 Israeliten in Wiesloch, 1933 nur noch 69. Bis 1940 gelang 31 Personen die Auswanderung nach Palästina beziehungsweise in die USA. 21 Juden wurden deportiert und sind größtenteils umgekommen, 3 kehrten 1945 zurück.
Unteres Tor
Am unteren Ende der Fußgängerzone, kurz bevor die Torbrücke den Leimbach überquert, stand bis zum Jahr 1831 das Untere Tor. Dieses war einer der beiden Eingänge der mit der Stadtmauer befestigten mittelalterlichen Stadt und dürfte in das 15. Jahrhundert datieren. Heute erinnert eine Tafel an der Löwen-Apotheke an dieses Bauwerk.
Kirche Sankt Laurentius
1738 erteilte Kurfürst Carl Philipp dem Heidelberger Augustinerorden die Genehmigung, in Wiesloch ein Hospiz mit Kloster und Kirche zu bauen. Die Bauzeit der Kirche dauerte von 1745 bis 1750. 1803 wurde das Kloster säkularisiert, und die katholische Gemeinde erwarb die Augustinerkirche. Sie ist wie die frühere Stadtkirche dem Heiligen Laurentius geweiht und besitzt eine sehr üppige spätbarocke Ausstattung. Der Hochaltar wurde von Johann Anwander geschaffen.
Wieslocher Burg
Hinter einem schmiedeeisernen Tor der heutigen Polizei erheben sich die Reste der alten Wieslocher Königsburg: Markant sind der Wehrturm aus dem 14. Jh. (heute der Glockenturm von Sankt Laurentius) und die Reste des Palas, der ehemaligen Unterkunft der Herrscher.
Die Burg selbst hatte einen etwa quadratischen Grundriss. Zur Stadt hin war sie durch Mauern und einen Zwinger gesichert, an der West- und Nordseite durch einen tiefen Graben. Der Zugang von der Stadt befand sich an der abgeschrägten Südostecke. Dieser war durch den schon erwähnten Turm gesichert. Auf der Westseite, zur Bergstraße hin, befand sich ein weiteres Gebäude. Dieses diente vermutlich als Unterkunft für das Gesinde und beherbergte im Keller eine große Kelter. Bei den Franzoseneinfällen 1689 wurde ein Großteil der Burg zerstört. Im 19. Jahrhundert schüttete man die Gräben zu und viele noch vorhandenen Mauerreste wurden abgetragen.
Posthalterei
Am Sturgis-Platz liegt etwas zurückgesetzt ein Torbogen mit einem Schlussstein von 1746, das heute zum Innenhof der neuen Bebauung der Hesselgasse führt. Dieses Portal war früher der Eingang zur Pferdewechselstation der fürstlichen Post von Thurn und Taxis. Die Posthalterei ist eng mit den Wieslocher Namen Greiff und Koch verbunden. Und angeblich soll sogar Napoleon hier einmal Station gemacht haben.
Oberes Tor
Am oberen Ende der Fußgängerzone (am Café Central) findet man heute eine Tafel, die auf den oberen Torturm hinweist. Dessen Fundamente sind im Pflaster der Fußgängerzone farblich abgehoben. Das Obere Tor war der Eingang von Osten her in die Stadt. Es wurde 1842 abgebrochen und beherbergte im 17. und 18. Jahrhundert das Ortsgefängnis.
Freihof
Der Freihof ist mit seinen markanten Treppengiebeln das älteste erhaltene Wohngebäude in Wiesloch. Das Hauptgebäude gehört zu einem befestigten Adelshof der von Sickingen aus dem 14. Jahrhundert. An der südlichen Giebelwand befindet sich in der Nähe der Tür die restaurierten Wappen derer von Sickingen, von Bettendorff und von Ehrenberg. Jedoch unterlief dem Restaurator ein Fehler, denn ursprünglich war dort kein Bettendorff-Wappen (Ring) eingemauert, sondern ein Wappen der Familie von Niefern (Ring mit Stein darauf).
Heute beherbergt der Freihof ein Restaurant. Das Gebäude besitzt noch zwei übereinander liegende Kellergeschosse, die sich teilweise weit unter die benachbarten Häuser hinziehen.
Alter Schlachthof
Der Wieslocher Gemeinderat fasste im Mai 1898 den Beschluss zum Bau eines Schlachthauses. Dieses wurde auf dem zur sogenannten Stadtmühle gehörigen Obstgarten gebaut. Die Baukosten waren mit 20.000 Mark veranschlagt. Im Juli 1900 wurde es seiner Bestimmung übergeben. Der heutige Schlachthof beherbergt ein Restaurant.
Stadtmauer und Sauermillichhaffe
Die Reste der Stadtmauer mit den Wehrtürmen Sauermillichhaffe, Dörndl und Runder Eckturm sind Zeugen des Mittelalters. Der Turm und die dortigen Teile der Mauer stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Woher der Name "Sauermillichhaffe" kommt, weiß man heute nicht mehr genau. Es gibt jedoch zwei Erklärungsversuche: Zum einen könnte er von der seltsamen Krone kommen, die der Turm trägt. Mit etwas Phantasie könnte man einen Haffe (Topf) erkennen, dem die Milch überläuft. Zum anderen könnte der Turm bei einer Belagerung als Kühlschrank gedient haben, in dem die Bürger während der Belagerung ihre Milch aufbewahrten. Die Belagerung dauerte jedoch länger als angenommen, und so wurde die Milch sauer.
Dörndl
Das Dörndl war ursprünglich ein Wehrturm der Stadtmauer. Es beherbergte um 1557 und später nach Abbruch des oberen Torturmes das Ortsgefängnis. Im Turm waren drei Arrestzellen untergebracht. Der Anbau wurde um die Jahrhundertwende erstellt. Darin wohnten die Polizeidiener. Bis 1978 beherbergte es das Heimatmuseum. Dieses wurde 1985 als städtisches Museum mit neuer Konzeption wieder eröffnet. Hierin findet man verschiedene Abteilungen über die Geschichte Wieslochs.
Römischer Keller
1987 fand man in der Nähe des Bahnhofs Wiesloch-Walldorf die Reste eines römischen Dorfs aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus. Ein dortiger Steinkeller wurden in einem Stück unterhalb des Rathauses versetzt. Das römische Dorf lag an der Kreuzung zweier römischer Hauptverkehrsstraßen. Es bestand aus einer Mühle, einer Schmiede, mindestens zwei sakralen Gebäuden und vielen Wohnhäusern und Brunnen. Das Dorf erstreckte sich über eine Fläche von mindestens 6 Hektar. Zahlreiche Grabungsfunde sind im städtischen Museum ausgestellt.